Autonomes Nervensystem – das goldene Tor

Autonomes Nervensystem Hilkea Knies

Autonomes Nervensystem – was ist daran so autonom?

Das autonome Nervensystem (ANS) ist wahrlich ein goldenes Tor. Denn das Verständnis und die Arbeit damit kann uns auf komplett andere Wege bringen. Ich konnte es mir nicht vorstellen, bevor ich mich selber in der Arbeit mit dem ANS erlebt habe.

Autonomes Nervensystem Hilkea Knies

Sobald ich das Wort “autonomes Nervensystem” höre, denke ich an autonom. Autonom im Sinn von frei sein, niemandem Rechenschaft ablegen. Ja, einfach tun können, wonach mir ist, selbstständig entscheiden.

Und gleichzeitig zum Film meines Lebens, der Gefühle, die damit verbunden sind, läuft der Film der Neurologie ab. Und all die Fragen, die ich mir stelle.

  • Ist das autonome Nervensystem wirklich so autonom?
  • Kann es einfach machen, was es will?
  • Ist es niemandem Rechenschaft schuldig, nicht einmal sich selbst?
  • Wer ist denn der große Bestimmer oder die große Bestimmerin?
  • Gibt es Gott oder sind das nur wir selbst und
  • wer ist eigentlich dies ominöse Selbst, nach dem wir immer wieder suchen?

Autonomes Nervensystem und das Gewebe des Lebens

Und schon bin ich mitten drin in den spirituellen und weltanschaulichen Fragen. Den Fragen nach dem Großen Ganzen, dem Gewebe des Lebens. Vielleicht könnte ich das Autonome Nervensystem (ANS) als die Steuerzentrale des Lebens bezeichnen.

Ich finde das einen guten Ausdruck, denn es verbindet etwas Technisches (Steuerzentrale) mit etwas Lebendigem (des Lebens). Und das ist etwas, was mir gut gefällt und was auch ein wichtiges Thema des Buches ist. Denn wenn ich auf der einen Seite das Nervensystem mit dem Kopf verstehen möchte, habe ich auf der anderen Seite die emotionale Faszination, die es auf mich ausübt. Und auf einmal wird mir so viel klarer, wie wir leben, was lebenswichtig für uns ist.

Leben unter dem Aspekt des Autonomen Nervensystems

Und immer wieder taucht das Wort “Leben” auf. Ich habe das Wort in dem Zusammenhang schon oft benutzt, indem ich gesagt und auch geschrieben habe, dass das ANS unser Überleben sichert. Es ist lebenserhaltend für uns, kümmert sich darum, dass wir nicht sterben. Und heute mag ich es lieber ganz unter den Stern des Lebens statt des Überlebens stellen. Mit allem, was zum Leben dazu gehört.

Denn zum Leben und damit zum Autonomen Nervensystem gehören so viele verschiedenen Funktionen und Möglichkeiten.

Hauptdarsteller Vagus

Wenn wir uns allein den Vagusnerv anschauen, dann steuert er nicht nur unsere Stimme. Denn das tut in der Hauptsache ER. Aber er verschafft uns auch Möglichkeiten zu regenerieren, er ist somit ein echter Lebensspender. Er schafft als größter, überall herum stromernder Vagabund in unserem Körper die Voraussetzungen, dass auch der Sympathikus immer wieder seine Energie mit ganzer Kraft ausfahren kann. Mit Hilfe des Sympathikus können wir unsere volle Power nutzen, haben Durchsetzung und Stärke zur Verfügung. Selbst in Situationen, wo wir gemeinhin denken würden, da geht nichts mehr. Wir haben Aggressionen, die wir immer wieder brauchen, um uns durchzukämpfen durch unser Leben. Wir haben Intensität und wir haben unbändige Lebensfreude, wenn der parasympatische und der sympathische Teil unseres Autonomen Nervensystems zusammen arbeiten.

Autonomes Nervensystem und unsere Sinne

All unsere Sinne sind mit dem ANS verbunden. Sehen, hören, riechen, schmecken und berühren. Und da wir all das vielfältig einsetzen, können damit auch alle möglichen Tätigkeiten verbunden werden.

  • Wie fühlt sich das Singen mit all unseren Sinnen an?
  • Wie reich können unsere Gefühle werden, wenn wir alle Sinne mit einbeziehen, wenn wir Ruhe, Mitgefühl und Lebensfreude überall durchscheinen lassen?
  • Wie leben wir unsere Sexualität, wenn wir wissen, dass sie von Haus aus von den beiden Funktionen des Autonomen Nervensystems abhängt?
  • Wie unterschiedlich und erfüllend können Orgasmen werden, die nicht nur der kurzfristigen Entspannung dienen, sondern das ganze Spektrum von wild bis ruhig, mit Gott verbunden, die pure Lebensenergie feiernd abdecken?
  • Haben wir dann noch Lust, Kriege zu führen und uns gegenseitig zu vernichten?

Aber lassen wir die politischen und sexuellen Fragen für den Moment außen vor. Doch es  sind Fragen, die mich seit ich die Arbeit mit dem ANS kennen gelernt habe, sehr beschäftigen. Was wäre, wenn wir unser ANS in den Dienst unserer eigenen Entwicklung und Mitmenschlichkeit stellen könnten?

Regulation und Kommunikation

Was wäre wenn wir lernen, uns mit Hilfe des ANS zu regulieren? Wenn wir den Kontakt suchen würden, wenn die Kommunikation ganz anders aussehen könnte? Wenn wir tief in uns hinein schauen würden, um zu erkennen, dass all unsere Vorbehalte, ja unser Hass, den wir manchmal auf andere Menschen, auf fremde Kulturen haben, mit unserer eigenen Angst zusammen hängt? Einer Angst, die zum Leben dazu gehört. Denn sie sichert unser Überleben. Was, wenn wir diese Angst  durch Kontakt und Kommunikation anfangen könnten zu relativieren?

Wenn wir mehr meditieren statt vor dem Fernseher abhängen würden? Wenn wir mehr Tanzen, Singen und miteinander spielen würden, statt destruktive Arten von Aggressionen zu verströmen?

Sympathikus und die Vagus Systeme

Denn all das ist Teil und wichtiger Bestandteil unseres ANS:

  • Der Sympathikus als unser Energie- und Kraftträger,
  • der in der Evolution früh entwickelte Teil des Vagus für die grundlegenden Überlebensstrukturen, aber eben auch für tiefe Entspannung und Meditation.
  • Der später entwickelte Teil des Vagus-Komplexes für Kommunikation, Mitgefühl und der Möglichkeit in Kontakt zu sein, mit den weichen, den schützenswerten Anteilen von uns, aber eben auch mit der Power, der Spielfreude in uns.

Das Zusammenspiel aller drei Teile bringt einen unglaublichen Cocktail an Möglichkeiten hervor, so dass wir gar nicht anders können, als mit allen Zellen leben zu wollen.

So ist dies Autonome Nervensystem für mich statt lebenserhaltend viel mehr lebensbeJAhend. Und statt dass unsere ÜBERlebenfunktionen uns steuern, möchte ich viel lieber von Lebensfunktionen sprechen, die unser Leben sichern. Denn um Sicherheit geht es immer wieder im Autonomen Nervensystem. Sicherheit des Lebens und Sicherheit im Kontakt.

Kontakt und Kommunikation sind ein Lebensprinzip. Und ohne all die Gefühle, ohne all den Lebenswillen und die Lebenslust, die wir Menschen, ja wir Säugetiere insgesamt haben und miteinander teilen wollen, ist das Leben nicht wirklich lebenswert. Könnt ihr mir da zustimmen? Was ist eure Erfahrung des Lebens?

 

Ein Kommentar

  1. Wie ich das sehe und erlebe?
    Die Erkenntnis, dass es einen Unterschied zwischen Überleben und Leben gibt, hat mein Leben vor einigen Jahren verändert und das Oberste zu unterst gekehrt.
    Ich sitze gerade im Kaffee und lese deinen Beitrag gerade in Ruhe noch einmal.
    Das Wissen um das ANS bringt mich viel mehr mit mir in Kontakt und damit auch mit anderen.

    Es entsteht eine sehr vielseitig lebbare Gebrauchsanweisung zur Lebensqualität.

    Die Wissen um das ANS lässt mich offener wahrnehmen, was gerade ist:
    Meine Körperempfindungen, meine daraus entstehenden Gefühle, mein Handeln…
    Ich kann auch mal einen Schritt zurücktreten und mir freundlich zusehen, mich selbstregulieren..

    Ich freue mich sehr auf dein Buch!

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