12 von 12 im April 2022 – Wald Magie

Der Baumgarten

Am 12. April war ich nicht in Stimmung.

Ich war nicht in Stimmung für ein 12 von 12. Das 12 von 12 mit Voice Experience hat gerade so geklappt, aber für mein Eigenes hat es dann einfach nicht gereicht.

Alles, was ich hätte fotografieren können, war dann auf einmal schon vorbei.

Und dann ging ich am 15. April durch den Wald. Ich war in Füssen, ein paar Tage Urlaub machen. Das war dringend nötig nach dem sehr anstrengenden, aber auch beglückenden Kickstart Prozess bei Sigrun.

Ein ganz normaler Spaziergang, gar nichts Besonderes. Und doch Magie pur, wenn ich hinschaue, wenn ich mir die Zeit nehme. Und auf einmal war ich wieder beim 12 von 12, denn der Wald hat unglaubliche Motive.

Was ist eigentlich dies ominöse 12 von 12?

Und plötzlich war auch meine Kreativität, meine Inspiration und ja, die Magie wieder da. Dann mache ich doch ein 12 von 15. Oder müsste es 15 von 12 heißen? Was genau bedeutet eigentlich 12 von 12?

Müsste es nicht eigentlich zwölf von zwölf von zwölf heißen? Und wofür steht die jeweilige zwölf? Für den Monat, für die zwölf Monate und die zwölf Bilder? Für den zwölften aus jedem der zwölf Monate? Zwölf Bilder am zwölften?

Und jetzt habe ich so viel zwölf gesagt, dass mir das Wort fast unheimlich wird.

Kennst du das? Als Kind habe ich das oft gemacht. Ein Wort so lange gesagt, bis es mir seinen Zauber enthüllt hat und nicht einfach nur ein Wort war. Es bekam auf einmal Tiefe, es bekam auf einmal Klang und es wurde unglaublich faszinierend. Ja, die Magie, die dann eintritt, wenn etwas sich vom alltäglichen abhebt und besondere Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit bekommt.

Der Baumgarten

Der Baumgarten in Füssen. Ein wirklich schöner Park, wo ich im Sommer gern auf einer Bank sitze. Wo ich auch schon lustige Bilder in der kleinen Ruine gemacht habe und von wo aus ich immer wieder in mein Lieblingscafé Baumgarten gehen kann, um dort leckere Sachen zu essen und zu trinken.

Säuling Füssen

Der Säuling im Nebel. Es ist DER Berg bei Füssen. Und ich würde so gern mal hochsteigen. Aber es ist nicht ganz ungefährlich, ich bin auch nicht wirklich höhensicher, denn immer mal überfällt mich die Höhenangst. Und allein würde ich auf keinen Fall gehen wollen. Aber vielleicht findet sich ja irgendwann noch jemand, der sicher ist und mich gern begleiten mag.

Der Berg hat übrigens auch eine faszinierende Geschichte und viele mystische Geschichten ranken sich um ihn. Die Allgäuerin Elisabeth Wintergerst hat ein spannendes Buch über den Säuling geschrieben.

Verwunschener Wald

Und dann war ich auf einmal im Wald. Ich ging einen Weg, den ich noch nie gegangen war. Das ist eine kleine Übung, die ich seit meiner Trennung 2019 immer mal wieder mache. Wege gehen, die ich nicht kenne. Im Restaurant etwas bestellen, was ich noch nie gegessen habe.

Denn ich neige dazu, Dinge, die mir gefallen haben, immer wieder zu tun und damit den Blickwinkel auf das Leben eher nicht zu erweitern. Immer wieder diese Frage: und wenn es mir nicht gefällt? Tja, dann gefällt es eben nicht. Nicht alles im Leben muss einem gefallen.

Aber was ist, wenn es mir gefällt? Wenn ich auf einmal etwas Neues, Wunderbares entdecke? Es wäre mir ganz einfach entgangen, wenn ich die ausgetretenen Pfade genutzt hätte. So einfach ist es.

Zurück zum Wald, auf neuen Pfaden. Auf einmal scheint die Sonne durch die Bäume und es wird magisch. Ein verwunschener Wald, all die Geschichten kommen hoch, meine Phantasie galoppiert mit mir über Stock und Stein, über Wurzel und Baum. Überall sehe ich Kindheitserinnerungen, habe Assoziationen, der Plan eines 15 von 12 ist geboren.

große Wurzel im Wald

Große Wurzeln haben mich schon als Kind immer wieder fasziniert. Und heute kann ich kaum an einer vorbeigehen, ohne sie zu fotografieren.

Und ich habe mich immer gefragt, ob dort wohl jemand wohnt. Manchmal sehen sie aus wie praktische wunderbare Wohnungen. Gibt es kleine Waldgeister, die darin hausen? Oder dienen sie als Nest für Tiere?

Auf alle Fälle sind die Strukturen von Wurzeln, Erde und Holz immer wieder einzigartig. Und sie sprechen von ungeheurer Kraft. Kraft, die auch mal zu Fall gebracht werden kann. Dann geht die aufrichtende Kraft auf einmal in eine nährende Kraft über. Schönheit und Sinn in jeder Daseinsform.

Blume

“Auch kleine Dinge können uns entzücken, auch kleine Dinge können teuer sein…”

Ein Gedicht von Paul Heyse, ohne Titel. Ich kenne es als Vertonung von Hugo Wolf aus dem Italienischen Liederbuch. Es war das erste Lied, was meine beste Freundin damals sang, als sie Gesangsunterricht nahm. Sie hat mich inspiriert, es auch einmal mit Gesangsunterricht zu probieren. Es klang so schön, so spannend und die Lieder, die man singen konnte, waren so schön, so kostbar.

Und so begann mit diesen kleinen, entzückenden Dingen meine weite Reise in die Welt des Gesangs und der Stimme. Heute, fast 40 Jahre später habe ich die Melodie immer noch im Kopf und könnte sofort beginnen zu singen. Allein dieses Klaviervorspiel lässt mich Gänsehaut fühlen.

Baumwurzel Höhle

Als Kind habe ich mir solche Höhlungen immer genau angeschaut und mir vorgestellt, wie ich sie einrichten würde, wenn ich darin wohnen würde. Wo sollte mein Bett stehen? Wo würde ich Feuer machen und wo steht der Schrank? Würde ich Gardinen aufhängen? In welchen Farben und wo? Und Regen gab es in meiner Vorstellung nie.

Zwei Bäume

Ist das ein altes Ehepaar? Sie sind zusammengewachsen? Waren es erst zwei Baum-Individuen? Ist es nicht wunderschön, über so lange Zeit zusammenzuwachsen? Gemeinsame Altersspuren zu tragen? Moos anzusetzen? Und dann auch gemeinsam aus dem Leben zu scheiden, auch im Tode noch vereint zu sein?

Mein ganzes romantisches Herz, was oft in Liebesgeschichten denkt, war erwacht als ich diese beiden Baumstümpfe sah.

Stein mit Moos

Und auf einmal dieses Tier, dieser Tierkopf. War es ein Schaf? War es ein urzeitliches Tier? Es hatte Hörner, ein Auge und ein Maul. Und wunderschöne grüne Haare.

Tank

What? Was macht dies Ding im Wald? Auch wenn ich es hässlich fand, meine Neugierde war wach. Wozu ist das wohl? Warum steht das hier herum?

Sprungschanze Füssen

Auflösung. Es war mal eine Sprungschanze. Mir wurde nur allein schon schwindelig als ich nach unten blickte. Da sollten sich Menschen freiwillig mit ihren Skiern drauf begeben haben, um runter zu springen? Nein, sorry, ich muss doch nicht alles in meinem Leben mal ausprobiert haben.

Aber der Tank? Ich habe keine Ahnung, wozu er mal da gewesen ist. Any ideas?

Und dann wieder eine Wurzel. Diesmal mit Steinen zu ihrem Fuß geschmückt. Was sehe ich? Auf alle Fälle links einen Vogel. Rechts kann ich mich nicht entscheiden, immer wieder neue Konturen gaukeln mir mal ein Pferd, mal einen Widder vor. Und das Helle oben? Auf alle Fälle wieder ein Pärchen. Aber von was? Keine Ahnung, einfach schön.

So viele einzelnen Strukturen, so viel Schönheit, so viel Individualität, so viel Spannendes zu sehen. Ich stand eine ganze Weile davor und konnte mich nicht satt sehen, während meine Phantasie hin und her flog.

Wegweiser

Plötzlich ein Wegweiser. Einbruch der Zivilisation.

Wohin möchte ich? Wie lange möchte ich noch gehen?

Baumgruppe

Und dann diese Baumgruppe. Sie erinnerte mich an unsere USA-Reise 2016. Sequoia National Park. Die Mammutbäume. Unglaublich, Magie. Auch hier waren sie in Gruppen, denen die Menschen Namen gegeben hatten.

Sprechen Bäume miteinander? Wie klingt das? Raunen sie einander zu? Oder klingt es wie in dem Film “Arrival”? Sind sie zärtlich miteinander? Gibt es auch dort öfter mal Disharmonien? Was machen sie, wenn sie einfach nicht wegkommen, nie allein sein können? Stinkt ihnen das manchmal? Töten sie einander?

Für mich sind sie pure, individuelle Harmonie in Zusammenklang. Romantisch halt.

Gefällte Bäume

Einbruch des Todes. Schlachtfeld. Gefällte Bäume. Haben sie geschrien? Auf einmal bin ich todtraurig.

Tod überall. Oder neues Leben? Wer hat diesen Riesen zu Fall gebracht?

Und wieder fasziniert mich die Wurzel, holt mich zurück aus meinen Todesgedanken.

Wegstein

Das ist bestimmt ein Wegestein. Wie lang mag er hier schon stehen? Wen alles hat er schon vorbeiziehen sehen? Wie viele Wetter haben sich in ihn eingegraben?

Und diese verschiedenen Töne von grün. Wunderschön, ein Kunstwerk, das niemand erschaffen musste.

Innehalten. Sie macht es richtig. Immer mit der Ruhe und das Zuhause immer dabei.

Die Schnecke trägt ihr Tiny House mit sich herum. Kein Grund zu eilen, denn überall ist zu Hause.

Baum umgeknickt

Meine erste Frage an diesen Baum: ist das wohl ein rechter Winkel?

Holzspäne im Baum

Und dann urplötzlich wieder Kindheitserinnerungen.

Hühnerfleisch, früher war das für mich Hühnerfleisch, wenn ich als Kind im Wald war und mir eine Butze baute.

Erneuter Einbruch der Zivilisation. Was sind das für Steine? Ziegelsteine? Warum liegen sie hier? Bauschutt?

Und gleich fasziniert mich ihre Form. Wie sahen sie ursprünglich aus? Warum haben sie so viele Höhlungen?

Waldweg

Waldwege – Lebenswege. Mal breiter, mal schmaler und meist weiß man nicht genau, wohin sie führen. Und Schönheit, immer wieder Schönheit und Licht.

Überall findet man sie hier: die Monumente der Zeit. Was haben sie schon alles gesehen? Wie viele Generationen von Menschen sind an ihnen vorbeigezogen? Wie alt sind sie überhaupt? Ist das für mich vorstellbar?

Rinde, Borke

Rinde – Borke – verschiedene Schichten – mannigfaltige Farben – so viele Formen.

Einfach nur faszinierend. Wie das Leben, denn auch das besteht aus Vielschichtigkeit.

Gezeichneter Baum

Ein gezeichneter Baum. Wer hat ihn gezeichnet? Kann man sich das ausdenken? War es ein Tier? Ein Borkenkäfer? Es sind für mein Auge lauter kleine Gemälde, lauter Kunstwerke.

Grün

Die Farbe grün. Der Frühling. Die Hoffnung. Das neue Erwachen. Frühlingserwachen halt. So viel unterschiedliche Grüns wie die Natur hat kaum eine Malerpalette. Und so frisch.

Manchmal denke ich in Gedichten

Erstes Grün. Wieder eine Assoziation an ein Kunstlied. Diesmal von Robert Schumenn. Text von Justinus Kerner.

Das wollte ich früher nie singen. Es gefiel mir nicht, war mir zu wenig dramatisch.

Heute gefällt mir der Text unglaublich gut. In wenigen Worten fasst er so viele Gefühle, Gedanken, ja ein Leben.

Du junges Grün, du frisches Gras,
wie manches Herz durch dich genas,
das von des Winters Schnee erkrankt,
o wie mein Herz nach dir verlangt!

Schon wächst du aus der Erde Nacht,
wie dir mein Aug’ entgegen lacht!
Hier in des Waldes stillem Grund
drück ich dich, Grün, an Herz und Mund.

Was treibt mich von den Menschen fort?
mein Leid das hebt kein Menschenwort;
nur junges Grün an’s Herz gelegt
macht, dass mein Herz nun stiller schlägt.

Und so endete mein Spaziergang mit frohen Frühlingsgedanken. Auch mein Herz schlug stiller. Die Angst, vor allem vor dem, was in den nächsten Wochen vor mir liegt schwieg. Ein Schritt nach dem anderen, wie die Schnecke in ihrem Haus und begleitet vom Frühling, der neue Kraft freisetzt und einfach nur Freude ausdrückt.

Er kommt immer wieder … noch ein Gedicht … was war es noch …. ?

Ach ja, Rilke, der Anfang von “Über die Geduld”

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Die Zukunft – das Jetzt – die Worte

Ich bin gespannt, was die nächsten Tage bringen. Wald – Treffen mit Sigrun – Treffen mit der Content Society – Sales every day – Beginn meines ersten 6-wöchigen online Kurses zu Nervensystem und Stimme – Salsa Partys im Sommer ….

Und die Journey mit Monika Stolina.

Und während ich noch Worte in die Diktierfunktion meines Handys eingebe auf diesem wundersamen Waldspaziergang, denke ich auf einmal, ganz plötzlich: Ja, stimmt! Ich bin eine Autorin.

Und ich wage es heute, im Wald das erste Mal zu sagen: ich bin auch eine Dichterin. Worte inspirieren mich, Worte sind für mich Magie, Worte lassen mich zu Hause bei mir ankommen.

Und jetzt erst einmal Ferien und Wald – Dank aus ganzem Herzen

3 Kommentare

  1. Meine liebe Hilkea. Eine wunderbare Spur hast du angelegt und in meinen kleinen Morgen bewegt. Dein Bekenntnis aus spontaner Erkenntnis macht uns zu Collegen. Und nicht nur das. Dein Rilke ist ja auch mein Rilke. Was mich bewegt… ist bereits vertont. Gleich nach meinem Geburtstag… hier gerade Aufruhr mit viel Sing und Sang und Trauerrand im Familienland. Die Mutter von meiner Tine ist am vergangenen Sonntag gestorben. Und das zerborstene Lichörchen singt wieder ähnlich wie in deinen Zeiten. Und ich seit guten zwei Wochen wieder dabei. Nachdem es kleine Anfragen gab und ich mein Ohr bei einer Probe an die Kirchentag gehalten habe. Viel Viel gerade zwischen Wucht und Flucht, Vertreibung und Zerreibung. Da kommt mir die dichte Bilderin und Dichterin gerade recht. Herzlicht für dich auf dein Leise und Laut. Du bist eine feine Braut für die Vermailten dieser Welt. Nun will ich machen, dass es hält. Das Band vor und hinter den Bränden. Für heute will ich enden. Gleich wieder Testpilot und Besucher im Heimlicht. Verwurzelte Grüße auf deine Wege. Immer Herzlicht. V.

  2. So inspirierend, danke! Ich liebe Wald, Baumwurzeln und Poesie! 🥰
    🌳 🌲 Den Impuls, immer wieder neue, unbekannte Wege zu gehen nach der Trennung, hatte ich übrigens auch. Diese Erfahrungen finde ich auch in der Beziehung sehr wertvoll.

  3. Liebe Hilkea,
    heute war ich neugierig auf deine Waldbilder und Lebensspuren. Das erste Mal auf deiner Seite/Blog. Aber Hallo..tolle schöne Bilder voller Inspiration. Da ich heute auch im Wald war und “Kunstwerke” im Wald fotografiert habe..habe ich wohl zusätzlich zum Singen eine neuen Draht zu dir entdeckt. Auch mir gibt der Wald jedesmal Kraft und Energie…sooo toll. Vergnügliche Ostern
    Maria Baumann

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