Neue Aufgaben im 33-Tage Schreibkurs
Ein neuer 33-Tage Kurs mit Monika Stolina hat begonnen. Dem Buch einen neuen Boost versetzen ist mein Motto. Denn das große Ziel ist, bis Weihnachten mit der Rohfassung fertig zu sein. Drückt mir die Daumen, liebe Leserschaft dort draußen in der Welt.
Eine der Schwierigkeiten für mich persönlich ist die, dass ich gern persönlich schreiben möchte, aber das Thema ist hoch komplex und im höchsten Maße wissenschaftlich. Der zweite Teil, in dem es um den Spirit des Buches geht, ging mir recht leicht von der Hand. Ich hatte viele Ideen, viele Themen konnte ich mit einflechten.
Auch der erste Teil ging erst einmal leicht, schließlich unterrichte ich seit Jahren am Rabine-Institut, leite zusammen mit Ulla Keller das Institut Voice Experience und halte ständig Vorträge über all diese komplexen Themen.
Aber wie bringe ich beide Teile zusammen?
Ich möchte beides in einem Buch haben und diese zwei Seiten von mir auch dort verbunden wissen. Wie schreibt man wissenschaftlich mit Gefühl? Etwas, was ich heutzutage eigentlich nirgends lese, ich habe keine Vorbilder. Denn Wissenschaft bedeutet für die allermeisten, objektiv zu sein, sich nicht von Gefühlen leiten zu lassen, sie am besten ganz außen vor zu lassen. Dass das nicht geht, eine schlicht verkehrte Vorstellung von Mensch-sein ist, kann man dann übrigens auch im Buch lesen und verstehen, wenn man sich genauer mit dem Aufbau und der Funktion von Gehirn und Nervensystem befasst.
Die Idee der Goldenen Tore
Also habe ich mir überlegt, dass ich jedem Kapitel in Teil 1 ein Goldenes Tor voranstellen möchte. So hat es Monika Stolina, mein Schreib-Coach genannt. Ich möchte meine Leserschaft dazu einladen, mit mir nachzufühlen, warum mich die Anatomie so begeistert. Warum ich es so spannend finde, mich in diese anatomischen, neurologischen, physiologischen und biologischen Aspekte hinein zu vertiefen.
Ich ziehe immer Parallelen zu mir und meinem Leben. Und auf einmal erwacht alles zum Leben. Nichts ist mehr trocken und kompliziert, nur noch spannend und faszinierend.
Und so möchte ich mein erstes Goldenes Tor mit euch teilen.
Ob es nachher genau so im Buch erscheinen wird, kann ich niemandem versprechen, denn ein Buch ist ein lebender Organismus, wie ich in den letzten 1,5 Jahren festgestellt habe.
Aber heute liebe ich diesen Text, ich habe ihn mir laut vorgelesen und er spiegelt etwas von mir, was mich berührt, mich zeigt.
Auf geht’s, tretet mit mir durch mein erstes goldenes Tor und erhascht einen Blick auf den Vokaltrakt, unseren Rachenraum.
Das GOLDENE TOR – Vokaltrakt
Und wieder öffnet sich ein goldenes Tor. Für mich, aber vielleicht und hoffentlich auch für euch, liebe Leser:innen.
Heute Morgen schaute ich auf mein Cluster, das ich für den Vokaltrakt erstellt hatte und drei Stellen fielen mir ins Auge, die mich magisch anzogen.
Da ist zum einen der Aspekt des Nervensystems. Wir haben in der Rachenrückwand sowohl Wirkungen den Vagus als auch des sympatischen Nervensystems in Form des Truncus Sympatikus. Meine ersten Assoziationen gingen wieder mal dahin, dass mir das Sympatische Nervensystem einfach irgendwie sympatisch ist 😉.
Und dann fiel mir wieder ein, wie ich staunend einen Artikel las, der mir klarmachte, wie durchdacht die Neurologie in unserem Rachenraum ist. Zum einen braucht es eine dauerhafte Öffnung, damit wir immer atmen können. Denn dieser Raum muss ständig offen sein, sonst würden wir sterben. In dieser endgültigen Konsequenz war mir das erst klar geworden, nachdem ich diesen hochkomplexen Artikel gelesen hatte.
Und gleichzeitig braucht unsere Seele, unsere Emotion, dass wir auch Schließung erlauben. Alle von uns brauchen immer wieder diesen inneren oder auch äußeren Rückzugsort, wo wir uns verschließen dürfen. Immer wieder falle ich auf diese New-age Anforderung herein, dass mein Herz offen sein müsse, dass ich mich der Welt öffnen müsse, ständig und immer. What a bullshit!
Es ist wunderschön, wenn ich in diesen Zuständen bin, aber auch das Gegenteil ist so wichtig. Und vor allem, dass wir uns das Schließen auch erlauben.
Und da bin ich sofort wieder beim Vokaltrakt, bei unserem Rachenraum.
Wenn wir singen, sollte er offen sein, denn er ist ja der Raum, der unsere Stimme verstärkt. Und gleichzeitig ist es der Raum, der geöffnet ist, wenn wir innerlich geöffnet sind. Haben ihr schon einmal bemerkt, dass ihr selbst oder auch andere anders sprechen, dass die Stimme anders klingt, je nachdem, ob ihr angespannt seid oder ob ihr euch in einer sicheren wunderschönen Atmosphäre befinden? Wie weich, wie voll kann eure Stimme auf einmal sein?
Und in meinem Cluster berührte mich mit einem Mal die kleine Frage sehr: darf ich mich wirklich öffnen? Ich erinnerte mich an mein Studium. So sehr hatte ich mich gefreut, endlich Operngesang studieren zu dürfen, endlich einen Platz bekommen zu haben. Und dann prasselte gefühlt den ganzen Tag, in jeder Stunde, die ich sang, diese unglaubliche Kritik auf mich ein. Mein Vokaltrakt wollte sich nicht öffnen, nein, das alles wollte ich nicht in mich hinein lassen, immer und immer wieder. Und es dauerte Jahre, bis ich endlich spüren konnte, wie es sich anfühlt, sich wirklich beim Singen zu öffnen.
Mein Vokaltrakt ist wie ein sehr scheues Reh. Er kann weich und geschmeidig sein, aber er zuckt schnell zurück, ist schnell auf der Flucht. Über so viele Jahre habe ich gespürt, dass es im Übrigen nicht die anderen sind, die ihn sich schließen lassen, nein, ich bin es, wenn ich mich nicht traue aufzutauchen. Wenn ich Angst habe, sichtbar zu werden.
Und wieder kommt sie, die Frage: Darf ich mich wirklich öffnen? Und heute kann ich sagen: ja, mehr und mehr. Ich öffne mich mehr und mehr. Und mein Vokaltrakt zeigt es mir, indem meine Stimme, sowohl beim Singen als aber vor allem auch beim Sprechen ganz anders klingen und schwingen darf. Sie ist weicher geworden mit den Jahren, sie hat mehr Modulationsfähigkeit, ich bin der Welt und vor allem den Menschen gegenüber offener geworden, mein Mitgefühl mit mir und anderen ist gewachsen. Und das ist ein schönes Gefühl. Das Leben lebt sich leichter. Und der Vokaltrakt ist an der Stelle ein weiser und wichtiger Lehrer für mich gewesen.