3 Geschichten zum Thema Bewegung und Emotion

Heute: Alexandertechnik und Feldenkrais

Gestern morgen hatte ich mein persönliches Coaching bei meinem Schreib-Coach Monika. Da wurde mir noch einmal so richtig klar, was ich alles an Wissen in den Jahren, die ich mich schon mit Stimme beschäftige gesammelt habe.

Mein Buch über Stimme und Nervensystem

Wenn man selber so in seinem Leben lebt, fällt es einem gar nicht mehr auf, was alles an Erfahrung in die Arbeit mit hinein fließt. Und jetzt, wo ich ein Buch über die Stimme und das Nervensystem schreibe, ist alles schwarz auf weiß zu lesen. Und auf einmal wurde mir klar, wie interessant mein Leben bis hierher war.

Denn manchmal bin ich ganz erschrocken, wie alt ich schon bin und frage mich, ob ich mein Leben wirklich gut genutzt habe.

Was für eine Frage, aber vielleicht kennen manche von euch diese Frage auch.

Im Schreibkurs fing ich an, die Einleitung für den 2. Teil meines Buches zu schreiben. Da geht es um den spirit, der mich in meiner Arbeit trägt. Also all das, was ich nicht in Anatomie, Neurologie, Pädagogik und Methodik beschreiben kann. Und als ich all diese Stichworte wieder sah, die ich mir gemacht hatte, welche Methoden ich gelernt habe, um meine Arbeit weiter zu verfeinern und was ich dabei erlebt habe, wurde mir klar, wie reich mein Leben bisher gewesen ist.

Mich durchströmte eine große Dankbarkeit für all die Geschichten, die ich erzählen konnte. Wunderbare Geschichten, sehr traurige Geschichten, lustige Geschichten, erkenntnisreiche Geschichten und noch viele weitere Geschichten mehr.

Ich komme mir gerade ein wenig wie eine Witze-Erzählerin vor, nach dem Motto: kennt ihr die schon? Egal, hier kommt die erste von dreien:

Geschichte Nr. 1 – Alexandertechnik und Aufrichtung

In meinem Studium des Operngesangs lernten wir auch unterschiedliche Körpermethoden kennen. Eine war die Alexandertechnik. Wir arbeiteten mit einem englischen Lehrer, der uns in einer Einzelstunde auf den Tisch legte, Bücher unter den Kopf und dann begann zu arbeiten. Immer wenn ich vom Tisch aufstand, hatte ich das Gefühl, krumm und schief wie eine Banane zu sein. Aber als ich in den Spiegel schaute, sah ich mich in einer Art majestätischen Aufrichtung, die ich so von mir nicht kannte. Und es fühlte sich ganz leicht an. Aufrichtung war also schon lange mein Thema – und auch der Zusammenhang, den das mit der Stimme hatte.

Geschichte Nr. 2 – Was ich in meiner ersten Feldenkrais Lektion über die Verbindung von Körper und Bewegung lernte

Meine erste Gruppenstunde mit Feldenkrais war allerdings eher leicht traumatischer Art. Ich kam in dies Studium mit viel Begeisterung, aber auch mit viel Anspannung, dies Gefühl, ständig etwas leisten zu müssen, gut genug sein zu müssen, damit man es auch schafft. Die ständige Konkurrenz untereinander, wer ist angesagt, wer bekommt welche Rollen. All das hatte große Spannungen in meinem Körper verursacht, die ich aber als solche gar nicht mehr wahrnahm.

Und dann die erste Feldenkrais Lektion. Der Lehrer mit seiner sanften Stimme forderte uns auf, die kleinen Bewegungen noch kleiner werden zu lassen, ganz zum Beginn der Bewegung hin zu spüren und daraufhin so klein zu bewegen, dass wir es gerade noch bemerken. Dass wir den allerersten Impuls, der zu der Bewegung führt, spüren können. Und kaum darüber hinaus gehen. Denn wenn wir unsere Bewegungsqualität verändern wollten, müssten wir die ersten Impulse, die zu einer gewohnten Bewegung führen unterbrechen können, damit wir einen anderen Weg einschlagen können. Das war spannend für mich und so forschte ich weiter und weiter in meinem Körper nach all diesen kleinen Impulsen und Bewegungen.

Ich konnte nicht mehr aufstehen!

Nach einer gefühlt unglaublich langen Zeit, hatten wir eine Pause und ich wollte aufstehen. Aber es ging nicht mehr !!!

Ich lag unglaublich schwer auf dem Boden und hatte keine Idee mehr davon, wie ich mich bewegen könnte, um das Aufstehen einzuleiten. Meine gewohnten Bewegungen waren wie verschwunden. Kein Impuls, keine Idee. Ich lag dort und dachte: was passiert, wenn ich nie wieder aufstehen kann? Wenn ich mich nie wieder so bewegen kann, wie ich es gewohnt bin? Wie geht eigentlich aufstehen? Wie macht man das? Warum hat das immer geklappt, ohne dass ich jemals darüber nachdenken musste? Wie organisiert sich mein Körper eigentlich? Wer ist dafür zuständig, dass ich mich bewegen kann, ohne einen einzigen Gedanken daran verschwenden zu müssen?

Wie ihr euch denken könnt, muss ich wohl irgendwann aufgestanden sein, aber mein Bild von mir, wie ich Dinge angehe, wie ich meinen Körper benutze, hatte sich komplett verändert. Und ich begann mehr in der Tiefe zu forschen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich viel bewegt, hatte ständig getanzt, Sport gemacht. Aber eigentlich nie auf die innere Qualität von Bewegungen geachtet, sondern nur darauf, wie es aussah und ob es zum Ziel führte. Nun wurde ich mir einer Dimension bewusst, die unser Körper auch hat: Tiefenwahrnehmung, Tiefensensibilität, die einen enormen Einfluss auf die Qualität einer Bewegung hat. Und Qualität schloss in diesem Fall auch eine emotionale Komponente mit ein, die auf einmal sehr spürbar wurde.

Das war der Beginn zu verschiedenen alternativen Körperbewegungsformen, die mich seither begleiten und die mir den Weg in die Körperpsychotherapie bahnten, die ich vorher immer ein wenig skeptisch betrachtete, weil ich keine Ahnung hatte, was es mir bringen sollte. War das nicht vielleicht alles ohnehin nur Einbildung? Über Gefühle reden, das machte Sinn, aber dass Emotionen in meinem Körper gespeichert sein sollten? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Aber der Funke war zum glühen gebracht worden und so fing ich an, mich mit ca. 25 Jahren mehr aus dem Inneren heraus zu erforschen.

Geschichte Nr. 3 – Feldenkrais, Brustkorb und die Emotion

Eine weitere Erfahrung im Feldenkrais zeigte mir dann auch wieder auf etwas schockierende Art und Weise, wie ich emotional mit meinem Körper verbunden bin und was kleinste Bewegungen in Fluss bringen können.

Feldenkrais, Atmung und Emotion

Ich war Jahre später bei einem Seminar über Feldenkrais und Stimme. Wir machten Übungen, die unsere Atmung beeinflussten. Und auch da ging es wieder um langsame, behutsame Bewegungen. Es ging um eine Vor- und Rückbewegung im Brustkorb.

Einfallen lassen – Brust raus – einfallen lassen – Brust raus …

Ich machte es sehr langsam und behutsam, ganz so wie es gesagt wurde und auf einmal kamen aus heiterem Himmel Tränen. Ich konnte gar nicht wieder aufhören zu weinen, wusste überhaupt nicht, woher die Tränen kamen. Aber was ich spüren konnte, war eine Leichtigkeit in der Atmung. Da bewegte sich auf einmal etwas, was ich anscheinend fest gehalten hatte, über eine sehr lange Zeit in meinem Leben, so dass es mir natürlich erschien, so zu atmen.

Und so wie der Körper mir lang fest gehaltene Gefühle zeigte, so half er mir auch, die Emotionen, die damit verbunden waren zu lösen. Ich machte nach dieser Erfahrung fast täglich diese Übung, ich brachte Bewegung in meinen oberen Brustkorb und ein Teil meiner Traurigkeit wurde mit jedem Mal weniger und weniger. Dieser bewegliche Brustkorb brachte eine neue Art von Leichtigkeit, auch in meinem Gefühlsleben.

Ein Startpunkt, der mich immer tiefer in die Welt der Zusammenhänge zwischen Körper und Emotion einsteigen ließ. Auch in der Stimmarbeit.

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