Ich liebe Gedichte

Ich liebe Gedichte,

habe sie schon immer geliebt.

Und ganz früher wollte ich Dichterin werden.

Wiederholung und Wiederkehr

Heute Morgen höre ich eine Masterclass von Monika Stolina zum Thema Wiederholung und Wiederkehr. Es ist wie eine Heimkehr in meine Kindheit, in viele Momente, Gefühle, Gerüche, Gedanken…

… ich stoppe im Schreiben. Eine Alliteration: Gefühle, Gerüche, Gedanken

Gestammel, Geschreibe, Gedichte, Gewesenes – das Wesen der Dinge.

Rilke wollte heute morgen gehört werden

Und auch musikalische Assoziationen, aber vor allem ein altes Gedicht war auf einmal wieder bei mir und verschwand auch nicht so schnell.

Es wollte gewürdigt werden, es wollte gehört, gelesen und verstoffwechselt werden. Heute, genau zu diesem Zeitpunkt

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,

die sich über die Dinge ziehn

Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,

aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott und den uralten Turm

und ich kreise jahrtausendelang,

ich weiß noch nicht, bin ich ein Falke, ein Sturm

oder ein großer Gesang.

Und während ich lese, strömen die Tränen.

Ich kann dir nicht sagen, warum eigentlich.

Es berührt mich etwas tief im Herzen. Diese immergleichen Fragen, die ich mir stelle. Schon mein Leben lang.

Die uralten Fragen, die sich die Menschheit stellt, wahrscheinlich von Anbeginn an. Immer dann, wenn man zur Ruhe kommt, wenn etwas kurz rasten darf.

Wer oder was bin ich?

“bin ich ein Falke, ein Sturm” – ja, manchmal bin ich ein Sturm. Ich stürme durch mein Leben, mit wehenden Haaren, mit einem Feuereifer, mit einer Sucht, einer Leidenschaft nach Neuem, nach intensiven Gefühlen und Erlebnissen.

Und ein Falke? Fliegen ist nicht meins, ich habe Höhenangst, aber der klare Blick, den habe ich. Den Dingen auf den Grund gehen. Ihre Tiefe entdecken, das fasziniert mich, das ist eine Fähigkeit von mir.

Ein großer Gesang

Aber vor allem ein großer Gesang. Auch wenn ich nicht so viel auf der Bühne gestanden habe wie andere Sängerinnen…

Und doch ist mein Leben geprägt durch Gesang.

Ich habe nicht viel in meinem Alltag gesungen, einfach singend durch die Gegend gehen, nein, das bin ich nicht.

Und doch ist mein Leben ein einziger Gesang, ein großer Gesang.

In allen Bereichen spielt die Stimme eine Rolle. Meine Stimme erheben, stimmige Kommunikation.

Und doch…

Manchmal ist mein Leben ohne Rast und Ruh’, wie man so bildlich sagt. Es rast dahin. Ohne Punkt und Komma.

Und doch hat mich das heutige Komma gehalten, angehalten

Rilke und Monika haben es gezeigt, haben meinen schnellen, meinen überschnellen Lauf für einen Moment gestoppt.

Halt an, schau hin, spür in dich hinein!

Danke Leben, Danke Monika, Danke mir,

dass ich noch zuhören kann.

Dass ich noch fühlen kann.

Dass ich noch nach Hause kommen kann.

Dass ich noch schreiben kann.

 

6 Kommentare

  1. BOAH! Wie berührend, wie wunderschön!! Du vermittelst genau das, was du fühlst, liebe Hilkea. Mit Worten, die ein Gesang sind! Ich bin natürlich SOOOO GEFLASHT!!! In einem Atemzug mit Rilke genannt zu sein. Einem Dichter, den ich seit immer geliebt und verehrt habe. Schnell! Reich mir mal die Taschentücher weiter!!! Nicht nur wegen Rilke, sondern WEGEN DIR, HILKEA KNIES, und deinem Gesang mit Worten, die mitten ins Herz treffen. Zerreiß die alten Weihnachtsgedichte und lies diesen Blogartikel!

    1. Wie schön, liebe Monika, dass es dich so direkt erreicht hat, danke für deinen wunderbaren Kommentar. Ich freu mich 🤗🙋🏼‍♀️

  2. WOW – Hilkea, du triffst mich (mal wieder) mitten ins Herz. Ich habs gelesen und fand mich sofort darin wieder. Ich habs nochmal gelesen und dachte wie krass das ist dass ich das genauso für mich unterschreiben könnte (außer dass ich Monika nicht kenne und keine sonderlich große Höhenangst habe 😉
    Ich liebe Rilke und dieses Gedicht. Ich liebe es wie du diesen Inhalt auf den Punkt bringst und dein Herz aus dir spricht. Und ich liebe es wie genau die Beschreibungungen auch zu mir passen… Der Sturm (“mit wehenden Haaren…”) und der Falke (der klare Blick). Der große Gesang (ganz genau so). Und v.a. “ohne Rast und Ruh” – das beständige “Arbeitsfeld” mit dem ich mich aktuell sehr berührend auseinandersetze.
    Danke für diesen schönen Erkenntnismoment – dass ich spüren darf dass es Seelenverwandte gibt und dass ich/dass wir nicht alleine sind auf unseren Wegen! Fühl dich umarmt!

    1. Liebe Manuela, wie toll, was du schreibst. Wie schön, dass auch ich mich nicht allein fühle in dem. Und ich sehe dich vor mir, mit wehenden Haaren, ich kann es mir lebhaft vorstellen.
      Dieses Temperament, mit all seinen Licht- und Schattenseiten, die wir nur zu gut kennen.
      Ich schicke dir eine virtuelle Umarmung, Schwester 🤗

  3. Liebe Hilkea,
    auch mich berührt dieser Artikel sehr…ein Leben in wachsenden Ringen…je älter man wird, umso tiefer taucht man ein in die Bedeutung und den wahren Gehalt dieser wunderbaren Worte.

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