Das Weib, der Vagus, die Stimme

Hilkea Knies Alatsee Füssen

Erster öffentlicher Auftritt des Weibs in diesem Blog

Länger habe ich überlegt, wann ich das erste Mal ganz offen darüber schreiben möchte, was mich alles inspiriert hat, diese Seite “Weib– und Schreib-Seite” zu nennen.

Über das Schreiben habe ich schon viel geschrieben, auch über meine inneren psycho-emotionalen Prozesse. Und da ich eine Frau bin, lässt sich natürlich das Weib in mir die Sprache nicht verbieten. Es liefert den Subtext, der meine Texte wie ein feines Gewebe durchzieht. Wenn ich genau hinschaue und die Sonne richtig steht, kann ich das Gewebe glitzern sehen, es durch die Buchstaben hin schimmern fühlen.

Aber direkt angestrahlt wurde es bisher nicht. Zu persönlich, zu ungenau im Wissen, es könnte jemand peinlich berührt sein ob eines vielleicht eintretenden Seelen-Striptease meinerseits. Und die Frage, ob ich wirklich so viel von mir teilen möchte, schwingt immer mit, da bin ich ganz ehrlich.

Hat meine Weiblichkeit etwas in diesem Buch zu suchen?

Aus dem ersten Entwurf meines Buches habe ich das Thema nach einiger Zeit auch wieder gestrichen. Zu persönlich, zu weit vom Thema entfernt. Was hat mein weibliches Erleben mit dem Singen zu tun?

Und da ist es schon wieder… ich schreibe noch recht unverfänglich “weibliches Erleben”, dabei ist es doch viel konkreter, was ich damit meine. Ich meine SEXUELLES, sinnliches weibliches Erleben.

Puh, jetzt ist es raus.

Ich beschäftige mich mit meiner Sexualität, auf meine “alten Tage” wie man so schön sagt. Ich bin gefühlt schon ewig lange in den Wechseljahren, also ein älteres Semester, kein junger Hüpfer mehr.

Woher kommt das Wort Weib?

Das Wort WEIB hat mich angesprochen. Mal wieder versuche ich eine Begriffsklärung. Denn es ist ein altes Wort, so viel ist schon mal klar. Und es ist in heutiger Zeit entweder verschwunden oder hat eine negative Konnotation. Aber war das schon immer so?

Schauen wir doch mal ins Internet 😏

Dort finde ich als erstes, ganz klein, eine Übersetzung aus dem Oxford dictionary: veraltet: “ein schönes, prächtiges, stolzes, böses, tugendhaftes, zartes, schwaches Weib” – Wow, was für eine Zusammenfassung, wie viele Schattierungen wir Weiber doch haben. Ich bin beeindruckt.

Weiter geht es mit der Begriffserklärung: “Im Alt- und Mittelhochdeutschen, das heißt etwa bis zum 13. Jahrhundert, war das Wort wîp bzw. wîb, von dem Weib abgeleitet ist, noch ein ganz neutral besetzter Ausdruck, der der einfachen Geschlechtsbezeichnung diente.” Doch heute wird es abwertend benutzt oder auch um Männer zu beleidigen, die sich weibisch verhalten.

Als Jugendliche fand ich es übrigens unverschämt, das wir dämlich sein können oder eben auch herrlich. Das hat mich schon früh aufgeregt und ich denke, da hatte ich bereits erste feministische Tendenzen im zarten Alter von ca. 12 Jahren.

Ich fand auch einen schönen Blogartikel zum Thema. Anscheinend mögen auch andere Frauen gern weibliche Begriffe nachvollziehen und sind interessiert an der Geschichte und Neubewertung von Sprache.

Interessant ist auch die Frage, warum es sich beim Weib um ein Neutrum handelt. Wie es früher war weiß ich nicht, aber heute wird ein Neutrum auch gern mal verwendet, wenn man eine Frau beleidigen oder ihrer geschlechtlichen Identität berauben will, was manchmal der Unsichtbarmachung gleichkommt.

Und nun zu meinem Anliegen, warum ich ursprünglich genau dieses Thema mit in mein Buch integrieren wollte.

Meine Geschichte mit der eigenen Sexualität

Aus ganz persönlichen Gründen fing ich an, mich für meine Sexualität nochmal auf einer tieferen Ebene zu interessieren. Und da lief mir meine Cervix über den Weg. Ich hatte durch eine Freundin den Kontakt zu Hanna Krohn bekommen, eine Bodyworkering, die mit Elementen von SE (somatic experience) Frauen auf ihrem Weg begleitet.

In der Tantra Szene, in der ich mit meinem Ex-Mann unterwegs war ging es mir oft zu kathartisch zu. Dynamische Meditation von Osho am Morgen, die Energie hoch pushen, überhaupt hoch-energetisch sein war cool. Aber spätestens seit meiner eigenen Erfahrung in den SE Sessions innerhalb meiner Ausbildung wurde mir klar, was ich mir damit eigentlich antat und stoppte diese Art der Selbsterforschung.

Über Hanna bekam ich einen ganz anderen Zugang zu meinem weiblichen Inneren. Nach einer Massage hatte ich ein tiefes Gefühl dafür, was eigentlich das Wort “Schoßraum” für mich bedeuten kann. Und ich suchte weiter.

Sie empfahl mir die Arbeit von Olivia Bryant, die sich schon seit Jahren mit dem Thema der Cervix beschäftigte. Und der Innervation der Cervix durch den Vagus Nerv. DAS INTERESSIERTE MICH !!

Denn ich selbst hatte beim Singen immer wieder mal in Ausnahmesituationen feststellen können, wie verbunden es sich bis ganz unten, tief ins Becken anfühlen kann. Und welche sinnlichen Empfindungen auf einmal getriggert werden. Das brachte mich innerhalb meines Studiums des Operngesangs oft an Grenzen, die ich auf keinen Fall erforschen wollte, so dass ich all diese Gefühle lieber geflissentlich ignorierte.

Vagus Nerv und Cervix

Hier also schien es eine Verbindung zu geben. Die allerdings in keinem Buch bisher beschrieben wurde. Der Vagus Nerv endet in keinem Buch an der Cervix. Es gab Forschungen 2004 von Dr. Barry Komisaruk, aber sonst irgendwie nicht so viel.

Also fing ich Anfang des Jahres einen online Kurs bei Olivia an und bin seitdem auf dem Weg, mich selbst zu erforschen.

Denn ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es einen Einfluss auf die Stimme hat, wenn sich der Vagus Nerv bis zur Cervix bewegt.

Wenn wir die Polyvagal Theorie näher anschauen (ein Artikel zum Thema folgt noch), wissen wir, dass es zwei Teile des Vagus gibt, die anscheinend aus unterschiedlichen evolutionären Zeitaltern der Entwicklung der Säugetiere stammen.

Dieser Teil, der an der Cervix endet ist der ältere Teil. Er entstammt dem Hirnnervenkern des  Nucleus tractus solitarii, es handelt sich um den alten, den dorsalen Teil des Vagus. Und das ist der Teil, der sehr aktiv wird, wenn wir in Sicherheit sind und gleichzeitig in Ruhe. Dann können wir in einen Zustand von Meditation kommen.

Zwei Erlebnisse, ein Nerv?

Und das erinnert mich sehr an ein Erlebnis, was ich bei einem Frauen-Tantra-Kurs hatte. Innerhalb einer Yoni Massage hatte ich auf einmal ein Erleben, als ob ich bei der Berührung eines bestimmten Bereichs tief in mir in einen Zustand der Meditation kam. Etwas in mir machte einen shift und auf einmal schien ich in einem anderen Bewusstseins Zustand gelandet zu sein. Erst viel später, als ich mich mehr über die Cervix informierte und Olivia darüber sprechen hörte, wurde mir klar, dass es sich dabei um diesen Bereich gehandelt haben könnte. Das machte mich neugierig, denn ein solches Erleben wollte ich gern weiter in mir erforschen. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, das könne ich nur mit einem Partner oder einer mich massierenden Person erreichen. Aber das scheint nicht zu stimmen.

Vor gar nicht so langer Zeit schrieb ich einen Blog-Artikel über den einen Ton, den ich sang und der die ganze Welt bedeutete. Auch hier war das Erleben sehr meditativ, eine Stille, aber gleichzeitig eine unglaubliche Wachheit. Auch dies Erleben deutet auf den Vagus Nerv hin. Zumal der Vagus Nerv unsere Stimme innerviert. Bei der Innervierung der Stimme handelt es sich allerdings um den neueren, den ventralen Teil des Vagus.

Ob und wie beide Teile zusammen wirken, was die Stimme angeht, darüber weiß ich noch nicht so viel, aber ihr könnt sicher sein, das werde ich weiter verfolgen. Und wer weiß, vielleicht schafft es das Thema mit der Cervix und dem Vagus doch noch zurück in mein Buch. Auf meiner Wanderung, aus der das Beitragsbild stammt hat sie mich jedenfalls in Gedanken begleitet.

Hilkea Knies Alatsee Füssen
Auf meiner Wanderung zum Alatsee

 

 

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