Mein Monatsrückblick für den Juni in diesem Jahr war gekennzeichnet von Öffnung.
So vieles kam endlich wieder zurück nach einem viel zu langen Winterschlaf. Die Sonne, endlich ließ sie sich blicken. Es gab so viele warme Tage wie gefühlt das ganze halbe Jahr davor nicht. Die Geschäfte öffneten wieder, mein Fitnesscenter öffnete wieder, die Tanzschule öffnete wieder und auch viele meiner Gesangsschüler:innen öffneten sich wieder für den Präsenzunterricht. Frei nach dem ganz alten Werbespruch: Sommer, Sonne, Sinalco würde ich sagen:
SONNE, STIMME, SATZ, SALSA PARTYS
Auch den Monatsrückblick Juni wollte ich genau wie den Mai gern mit einem Gedicht beginnen. Zu Beginn ein spontaner Text einer guten Freundin, der mir so gut gefiel und in mein Lebensgefühl passte, dass ich ihn gleich übernommen habe:
Es war ein wunderbarerer Monat. Voll Sonne, Gesang und Tanz. Wieder Freiheit schmecken, Kontakte neu erstehen lassen. Partys feiern, in der Sonne sitzen, die Abende auf der Straße ausklingen lassen, mit Verwunderung auf einmal wieder in Cafés sitzen. So dankbar sein für das Leben, was immer noch da ist, sich wie selbstverständlich wieder einstellt, wenn man ihm einfach die Türe öffnet.
Inhalt:
Der erste Frühlingston: Präsenz Seminar Stimme
Es startete mit einem Wochenende der Ausbildungsgruppe am Rabine-Institut für funktionales Stimmtraining. Das an sich war nichts Besonderes, denn da es sich um eine Fortbildung für Gesangspädagog:innen handelt, konnten wir mit wenigen Ausnahmen alle Seminare unter bestimmten Bedingungen weiterhin in Präsenz stattfinden lassen. Und doch war dies Seminar etwas Anderes.
Zuerst war ich dran mit einem meiner Lieblingsthemen: die Faszien. Faszien sind für mich sehr faszinierend. Schon lange bin ich mit ihnen beschäftigt. In meiner ersten Körperpsychotherapeutischen Fortbildung zur Posturalen Integration, dann mit Kursen bei Robert Schleip, dem Faszien-Papst Deutschlands und nun setze ich das Wissen über die Faszien und die myofaszialen Leitbahnen im Gesangsunterricht ein. Körperlesen und Körperübungen lassen sich so gut nutzen mit dem Wissen, wie sie unseren gesamten Körper durchziehen und wir viel ganzheitlicher schauen und arbeiten können.
Tiefe Frontallinie, Zwerchfell, Kehlkopfsenkermuskeln, Zunge, Kiefer. Die Ausbildung ist ihrem 4. Jahr angekommen und es machte großen Spaß, mit den Teilnehmer:innen ein Stück der Ernte einzufahren, da sie mittlerweile so viel gelernt haben, so viele Zusammenhänge von Körper, Atmung und Stimme verstehen, dass wir uns die Bälle zuwerfen konnten und viel Spaß miteinander hatten.
Endlich wieder Zusammenarbeit in Präsenz mit Ulla Keller
Ein weiteres highlight des Seminars war aber vor allem, dass ich mit meiner lieben Kollegin Ulla Keller gemeinsam einen Tag über die Popularmusik gestalten konnte. Nach Monaten Zoom Konferenzen, Zoom Seminaren waren wir endlich wieder gemeinsam live und in Präsenz. Es war soooooo unglaublich schön. Wir hatten uns viel zu erzählen, konnten unsere Institutsentwicklung von Voice Experience weiter denken, endlich wieder Sekt schlürfen, himmlisch.
Und am Sonntag sind wir gleich noch auf die Burgruine in Wachenheim gewandert. Draußen sitzen, draußen essen. Irgendwie erst einmal noch sehr ungewohnt.
Und natürlich einen ganzen Tag mit Menschen an ihren Stimmen zu arbeiten, die wir endlich wieder ohne die Technik zwischen uns hören konnten, war sehr berührend. Versteht mich nicht falsch, ich finde die derzeitige Internet Technik großartig, ich kann mir gar nicht vorstellen, was wir ohne all das in diesen Zeiten gemacht hätten. Und wir werden diese Medien weiter nutzen, uns auch weiterhin mehr und mehr weltweit vernetzen. Aber Stimmen sind einfach so vielfältig in ihren Klängen, das kann kein Mikrophon der Welt und sei es noch so gut wirklich einfangen.
Photo-Shooting für die neue Webseite
Nach dem Seminar fuhren wir beide nach Marburg für ein Photo Shooting mit Fredy Haas. Ich bin ja nicht so der Typ für in Pose werfen und den richtigen Gesichtsausdruck “auf Knopfdruck” produzieren – oder hier sollte man wohl besser “auf Auslöser” sagen. Aber es hat super geklappt. Wir haben unsere Mäntel, die wir vor vielen Jahren in Marburg gekauft haben mal gemeinsam angezogen, haben auch Klamotten ausgetauscht. Und rausgekommen sind wunderschöne Bilder für unsere neue Webseite.
Ich finde übrigens, wir sollten einen Werbevertrag von Desigual bekommen, so gut wie wir in deren Klamotten rüberkommen. 😉
Das jährliche SATZ Projekt
Etwas, was ich seit ca. 12 Jahren jedes Jahr einmal mache, ist das so genannte SATZ-Projekt. SATZ bedeutet SozialAssistenten Tanzen Zusammen. Entstanden ist das Projekt vor sehr vielen Jahren als der Film “Rhythm is it” in die Kinos kam. Damals arbeitete ich noch als feste Stimmbildnerin an der Erzieher:innenschule Birkenhof in Hannover. Ich habe den Film gesehen und mir liefen fast die ganze Zeit die Tränen, weil ich so berührt war von diesem unglaublichen Projekt. Ein Tanzpädagoge arbeitet mit Profis, Semiprofis und so genannten Kindern aus Problemschulen und den Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Sir Simon Rattle zusammen. Und sie schaffen gemeinsam eine Aufführung von Le sacre du printemps, die sie in nur 6 Wochen auf die Beine stellen.
Am Tag darauf traf ich auf meinen Schulleiter und erzählte ihm davon. Und er sagte, er habe über den Film in der Zeitung gelesen und wollte auch gerade mit mir darüber sprechen. Das Ergebnis war, dass die gesamte Schule mit den Lehrer:innen und Schüler:innen diesen Film ansah und danach das SATZ Projekt ins Leben gerufen wurde, was allerdings schon im nächsten Jahr zu einem multimedialen Projekt wurde. Die Schüler:innen konnten sich aussuchen, ob sie tanzen, singen, schauspielen, Licht-, Ton- und Videotechnik, Kostüme und Bühnenbild oder Öffentlichkeitsarbeit machen wollten.
Letztes Jahr fiel es Corona bedingt ganz aus und dies Jahr durfte es in etwas unterschiedlicher Form wieder stattfinden. Es schien die ganze Zeit die Sonne, so dass wir mit allen singen durften, denn um die Schule herum gibt es viel Grünfläche, die wir nutzen konnten. Die Aufführungen waren Gänsehaut pur, da die Klassen, die bis dahin geteilt waren, endlich wieder gemeinsam tanzten und musizierten.
Das Tanzen und die Lebensfreude kehren zurück
Und der Trend, der schon Ende Mai begann setzte sich im Juni fort. In Hannover gab es Salsa Partys, auf den Straßen, in anderen locations drinnen, die Tanzschule machte wieder auf, das Leben kehrte zurück. Das Wetter spielte mit, wir konnten draußen sitzen, in Cafés, nach der Tanzschule. Es war als ob endlich alle wieder aus ihren Löchern kamen, erst noch ganz vorsichtig tastend und dann immer mutiger und lebensfroher. War ich am Anfang noch etwas unsicher, auf einmal wieder quasi in der Öffentlichkeit zu tanzen statt in meinen vertrauten vier Wänden daheim, überwog doch irgendwann die Freude und Begeisterung. Und der Wunsch, diese Zeit, intensiv erleben zu wollen, da niemand von uns weiß, was ab Herbst auf uns zukommen wird.
Menschen kommen sich wieder näher – wie schön
Besonders hat mich eine menschliche Komponente berührt. In der Zeit des Lock-down waren über Facebook das Unverständnis und die Wut übereinander gewachsen. Auch Menschen aus meiner Tanzschule beschimpften sich gegenseitig, weil sich manche impfen lassen wollten, andere nicht. Manche gingen zu den Querdenker Demos, andere machten genau diese für Leid und Tod und Lock-down verantwortlich. Das ganze menschliche Tragödientheater, was wir immer wieder spielen, egal um welche Themen es geht. Und dann zu merken, dass Hass und Ignoranz kaum eine Chance haben, sobald man sich wieder gegenüber steht, miteinander redet, gar tanzt hat mich sehr erleichtert. Und vor allem berührt.
Es hat mich noch einmal sehr bestärkt, auf Facebook viele Dinge, die meine Meinung betreffen nicht mehr zu schreiben, mich nicht mehr in politische Diskussionen einzumischen. Denn ich konnte einmal mehr erfahren, dass wir Menschen uns so krass missverstehen können, wenn wir den Tonfall des Gegenübers nicht sehen, seine Mimik nicht vor uns haben und die Körpersprache uns nicht für Kommunikation zur Verfügung steht. Menschen brauchen den Kontakt zu Menschen und nicht alles ist über die sozialen, manchmal mehr als unsozialen Medien möglich zu kommunizieren. Diese Erfahrung berührt immer wieder mein Wissen um das Autonome Nervensystem, das Wissen, wie wir ticken, was das so genannte Social engagement system für uns bedeutet, nicht nur im Gesangsunterricht, sondern im Zusammenleben überhaupt.
All das hat mich wieder an die Chance der Menschheit, miteinander an einem Strang ziehen zu können glauben lassen. Nennt mich naiv, sozialromantisch, verklärt oder einfach blöd – es ist mir in diesem Moment egal. Denn wenn wir nicht mehr an das Gute im Menschen glauben, ist Kontakt, ist Beziehung sinnlos und wir sollten den Laden Erde gleich ganz dicht machen und wieder den Dinosauriern und Riesenechsen samt allem Grünzeug überlassen.
Was bringt der Juli?
Im Juli werde ich eine Woche bei meinen beiden wunderbaren Kollegen Thomas Mattern und Christoph Wendel sein. Wir besfassen uns mit der Vereinbarkeit von Gesang und Bodynamic, einer Körperpsychotherapieform, die mit den Entwicklungsstufen vom intrauterinen Leben bis hin zur Pubertät und den Charaktereigenschaften eines Menschen arbeitet. Das wird spannend und ich denke, auch sehr berührend. Ihr werdet Genaueres sicherlich im Monatsrückblick für Juli erfahren.
Welche Themen konntet ihr in meinen Blogs im Juni finden?
Wie manche wissen schreibe ich in zwei Blogs.
Der Blog auf Hilkeas Weib- und Schreib-Seite
Auf der einen Seite bin ich hier in meinem Blog, der die Entstehung meines Buches über die Stimme und das Nervensystem dokumentiert und eher persönliche Themen aufgreift…
Natürlich wieder ein 12 von 12 – was für ein Spaß
Aus der Einleitung für den 2. Teil meines Buch entstand eine Reflexion darüber, wie es mit mir und der Körperpsychotherapie eigentlich losging.
Das Nachdenken darüber, wie Singen und Meditation zusammen hängen könnten, inspirierte mich dann auch noch für einen Artikel.
Der Blog von Voice Experience
… aber auch auf meiner Webseite für das Institut Voice Experience für Funktionales Stimmtraining, das ich mit meiner Kollegin Ulla Keller leite entstanden Artikel:
Das Tanzen inspiriert mich immer wieder und ich sehe Analogien mit dem Singen. Hier geht es um Salsa tanzen und Koloraturen singen
Und meine Kollegin und ich habe einen gemeinsamen 12 von 12 gemacht. Eine Tradition, die wir gern fortsetzen werden.
So wunderbar. Ich würde ja am liebsten nach Hannover kommen und Salsa mit euch tanzen. Und ja, die Leichtigkeit kehrt wieder in die unterschiedlichen Leben ein. Ist das nicht schön. Wunderbar, was du diesem Monat auf die Beine gestellt hast.
” Wenn sich die Sehnsucht nach unserer Lebendigkeit erfüllt, lächelt D(eine) innere Sonne”
Wie schön …